Das ist ein schönes Thema, Zeit. Ich schreibe sehr gern über Zeit. Wenn Du schon länger hier im Blog mitliest, wird es Dir vielleicht schon aufgefallen sein. Mal scheint es zu wenig Zeit, mal zu viel. Mal vergeht sie wie im Flug und dann wieder belastend langsam.
Als ich noch in meinem alten Job war, überwogen die quälend langen Stunden. Eine verpflichtende Kernarbeitszeit zwischen 9:00 und 16:00 zwängte mich ein – zumal meine produktiven Stunden definitiv andere sind.
Daran schloss sich meine Elternzeit an. Monatelang war die Zeit förmlich unbedeutend, weil sich mit einem Neugeborenen ohnehin alles nach dem Baby richtet und weder Wochentage noch Tages- oder Nachtzeiten eine wirkliche Rolle spielen. Die Tage wirkten lang und reichhaltig, denn sie waren vollgepackt mit neuen Gefühlen und Eindrücken. Und zugleich war die Zeit viel zu schnell vorbei. Vielleicht weil sie zu vollgepackt war?
Mit dem Wiedereinstieg ins Berufsleben schien die Zeit noch schneller zu vergehen. Drei Arbeitsstunden pro Tag sind nicht viel, da bleibt immer etwas übrig. Auch die Familienzeit wurde verkürzt und die Tage rasten nur so vorüber. Als dann noch die Selbständigkeit dazu kam, verschärfte sich das noch weiter. Vielleicht auch aus der komfortablen Elternzeit heraus hieß es auf einmal: nein, da habe ich keine Zeit für.
In genau diese Situation kam eine Frage, die ich mir seitdem immer wieder stelle:
Hast Du keine Zeit oder nimmst Du Dir keine?
Das war für mich ein Gamechanger. Denn ich hatte mit Familie, Teilzeit-Job und Selbständigkeit ja nicht weniger Zeit als vorher. Die Tage hatten immer noch 24 Stunden. Lediglich die Verteilung war eine andere.
Das bedeutet, wenn für etwas „plötzlich“ keine Zeit mehr war, wurde diese Zeit für etwas anderes genutzt. Meist unbewusst, doch mit Hilfe dieser Frage immer öfter auch bewusst.
Habe ich keine Zeit zum Staubsaugen oder ist etwas anderes gerade einfach wichtiger? Oder schöner?
Fehlt mir die Zeit für neue Podcast-Episoden oder arbeite ich aktuell lieber an meinem Angebot?
Diese klare Kommunikation hilft mir nicht nur im Umgang mit mir selbst. Auch bei Verabredungen oder Terminen mit anderen Menschen, fällt mir das Nein-Sagen dadurch leichter. Denn ein Nein ist immer ein Ja zu etwas anderem – eine bewusste Entscheidung, was ich mit meiner Zeit anstelle.
Probiere es aus: Das tut mir Leid, da nehme ich mir aktuell keine Zeit für.
Wenn Du das nächste mal nach einem Treffen gefragt wirst und der ’sorry, keine Zeit‘-Impuls kommt, sag doch, was eigentlich los ist. Dass Deine Prioritäten im Moment woanders liegen. Dass es etwas gibt, das dringlicher ist – oder wichtiger. Und dann schau, was das mit Dir macht.
Ich freue mich riesig darauf, von Deinen Erfahrungen zu hören. Schreibe Sie mir einfach direkt hier unten ins Kommentarfeld 👇
Dieser Artikel entstand während der Blognacht von Anna Koschinski. Ihr Impuls war diesmal „Dafür nehme ich mir regelmäßig Zeit.“ Darüber musste ich ein wenig nachdenken, denn irgendwie sah ich auf Anhieb keine Regelmäßigkeit. Immer wieder stelle ich mir jedoch die oben beschriebene Frage – regelmäßig, sozusagen.
Hallo Martin,
Du hast Dir ein bisschen Zeit genommen für den Artikel. Das hat sich gelohnt.
Ich kenne das mit Selbständigsein und Familie. Meine Kinder sind zum Glück schon älter, das bedeutet mehr Freiheit für mich.
Zu entscheiden, was ich wann mit meiner Zeit machen möchte und was meine Prioritäten sind.
Weiter so!!
Grüße aus der schönsten Stadt der Welt (das ist natürlich Hamburg…)
Inge